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Ja zum Fortschritt, nein zum Fortschritt um jeden Preis.

Seit Anbeginn unserer Initiative haben wir uns für das Ihme-Zentrum eingesetzt: für die Wiederbelebung des Sockelbereichs, für die Einbeziehung der „Stadt in der Stadt“ in den Stadtteil und für die Anerkennung als eine der größten Ikonen des Baustils „Beton brute“, aus dem Französischen unglücklich übersetzt als „Brutalismus“.

Daher sind wir froh darüber, dass die Projekt IZ Hannover GmbH (PIZ) konstruktive Schritte übernimmt, um den weiteren Verfall der Sockelstrukturen aufzuhalten. Dazu gehören die Übernahme der Konstruktionsakten, die Neuvermessung und die Betonsanierung. Auch die Abkehr vom alten Konzept der Einkaufspassage auf +1-Niveau und die Bereitschaft, einige Quadratmeter ihrer Eigentumsfläche für die gradlinigere Durchquerung von der Ida-Arenhold-Brücke zur Gartenallee herzugeben.

Da das aber alles nicht schnell genug voran geht, ist das konsequente vertragskonforme Vorgehen der Stadtverwaltung richtig. Als „gebranntes Kind“ hatte sie ja bei der letzten Mietvertragsverlängerung mit der PIZ Sanierungs- und Revitalisierungsfristen vereinbart, bei deren Nichteinhaltung Konventionalstrafen fällig werden. Da das investierende Unternehmen von Lars Windhorst nicht die Gebäudeanteile, sondern die besitzende GmbH kaufte, war klar, dass die PIZ samt ihrer bestehenden Verträge übernommen wurde.

Die neue Transparenz und Kooperation, die die neuen Eigentümer und die neue Verwal­tungsspitze versprochen haben, sind jedoch bislang ausgeblieben.

Die so genannten Kleineigentümer:innen von Gewerbebereichen im Ihme-Zentrum, in einer mühselig ausgehandelten Vereinbarung zwischen Wohnungseigentümer:innen und Gewerbe­großeigentümer PIZ mitgefangen/mitgehangen, wurden über viele Monate nicht über die Sanierungsplanungen der PIZ informiert, konnten also nicht nachvollziehen, geschweige denn mitbestimmen, wofür sie denn zahlen sollen. Die Wohnungs­eigen­tümer:innen wurden bisher nicht außerhalb des Beirats an der Planung beteiligt, obwohl Auswirkungen auf Gemein­schafts­flächen, Lärmemission und Zugänge zu erwarten sind. Wenn die Planung der Sanierung tat­sächlich bis zum Abschluss eines Rechtsstreits nicht vorangegangen wäre – so das vorgescho­bene Argument – dann sind die oben erwähnten Konventionalstrafen mehr als gerechtfertigt.

Auch die groß angekündigte Bürgerbeteiligung zu Fuß-und-Radweg-Durchwegung erwies sich eher als Maus denn als Elefant. Nach gut einem Jahr ohne Bürgerbeteiligung durften die Bürger:in­nen während zwei Wochen ihre Pros und Contras zu zwei relativ ähnlichen Alterna­tiven äußern – das war’s.

Hier kommen wir zur Rolle der Stadt Hannover. Die neue Verwaltungsspitze – hier namentlich Oberbürgermeister Onay und Baudezernent Vielhaber – lässt keine Transparenz und Bürger:in­nen­beteiligung erkennen. Die kaum stattgefundene Bürgerbeteiligung sollte herausragender Bestandteil des Leuchtturmprojekts sein, das deshalb der Stadt Bundes­gelder beschert hat.

Unsere Angebote zum Gespräch mit der Stadtverwaltung bleiben unbeantwortet. Die Dis­kus­sion am Runden Tisch oder im Bezirksrat um Verkehrskonzepte, die dem Grünen-Ziel der Ver­kehrsflächen-Umwidmung nahekommen und geeignet wären, Barrieren zwischen Stadtteilen und Ihme-Zentrum zu verringern, werden – von alten SPD-Seilschaften? – blockiert.

Dass die Stadt Hannover soziokulturelle Räume im Ihme-Zentrum verankern will, die Stadt­ver­waltung unter Belit Onay aber auch hierüber nicht mit der Zukunftswerkstatt redet, die auf Beschluss der Volksvertretung aus dem städtischen Etat eine Förderung für ihre Stadt­teil­kul­tur­arbeit erhält, ist ein weiteres Ärgernis.

Ärgerlich ist unterdessen auch, welche Neugestaltung die PIZ plant. Ist es auch richtig, in den rund 60.000 m² Gewerbefläche weniger Verkaufsfläche vorzusehen als früher, so ist die Planung mit „Premium-Parkplätzen“ im Herzen des Erdgeschosses bei gleichzeitig hunderten ungenutzten Parkplätzen in den Untergeschossen kaum als inspiriert und zukunftsgerichtet anzusehen. Die jüngst angebrachte Materialproben heller Klinker­ver­blen­dung lassen den Wunsch erkennen, ein herausragendes Beispiel des Beton brute in ein austauschbares Etwas zu verwandeln, während weltweit ein Hype um gute Brutalismus-Architektur entstanden ist. Der Komplex hat doch nicht umsonst sogar einen Punkt bei der Kulturhauptstadtbewerbung gespielt.

Ja, das Ihme-Zentrum ist groß. Genau deshalb braucht es auch Größe: große Ideen, Gestal­tungswillen, Transparenz, Kommunikation, Koordination. PIZ, Stadtverwaltung, Wohn­eigen­tümergemeinschaft (vertreten durch den Beirat) und Hausverwaltung lassen diese Größe leider missen – zum Nachteil der Stadt und der Bevölkerung.